Auftaktveranstaltung am 12. 09. 2025 zum Start der Online-Petition
„Kümmerer“ mit Lotsenfunktion für ältere Menschen in Hessen: „Gemeindepflege“ erhalten und flächendeckend ausbauen
Dabei müssen wir folgende Realitäten ernst nehmen:
- Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Hessen wird bis 2030 um 11,7 % zunehmen. Ihre Zahl wird von rund 310.653 im Jahr 2019 auf 347.089 Personen im Jahr 2030 anwachsen[1]; Tendenz weiter steigend.
- Die Hauptlast der Unterstützung und Pflege tragen zum überwiegenden Teil Angehörige, ggf. Freund*innen und Nachbar*innen. Diese sind auf präventive, wohnortnahe und zugehende Beratungs- und Unterstützungsstrukturen angewiesen.
- Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten sind häufig nicht ausreichend bekannt, vielfach unkoordiniert und nur selten vernetzt.
- Präventive Angebote, wie die Gemeindepflege, sind in der Fläche nicht ausreichend umgesetzt und deren Finanzierung ist in Hessen nur bis 2026 gesichert.
- Betreuungs- und Pflegebedürftigkeit führt zunehmend zur Verarmung, eine wirkliche Reform der Pflegeversicherung steht aus.
- Eine gesetzlich verankerte und finanziell abgesicherte Steuerungs- und Gestaltungsverantwortung der Kommunen im Sinne einer quartiers- bzw. sozialraumbezogenen Angebotsentwicklung bzw. Daseinsvorsorge ist dringend notwendig.
Diese beschriebene Situation hat zur Gründung des „Bündnis Pflege“ im Jahr 2024 geführt und das Thema der Gemeindepflege in das Zentrum der Diskussionen und Aktivitäten gerückt. Mit ersten Aktionen zum Tag der Pflege am 13. Mai 2024 konnten wir das Interesse an diesem Thema wahrnehmen; welches in einer sehr gut besuchten Auftaktveranstaltung im Oktober 2024 bestätigt wurde.
Auf einem Fachtag im April 2025 war die Resonanz so groß, dass das „Bündnis Pflege“ ermutigt wurde, sich mit den Herausforderungen der Zukunft auseinanderzusetzen und sich in der nahen Zukunft für eine Weiterentwicklung und für einen Ausbau der Gemeindepflege in Hessen einzusetzen und weitere Unterstützung dafür zu organisieren.
Fachlich stehen dabei folgende Perspektiven im Zentrum:
- Prävention und Rehabilitation vor Pflege
- Alter(n) und Pflege im Quartier
- Rolle der Kommunen in der Daseinsvorsorge älterer Menschen
- Alter und Pflegebedürftigkeit als Armutsrisiko
Mit den Forderungen nach
- einer 100 % Regelfinanzierung durch das Land Hessen
- dem flächendeckenden Ausbau der Gemeindepflege
- der leistungsgerechten Bezahlung der Gemeindepfleger*innen
- der inhaltlichen Weiterentwicklung im Hinblick auf die o. g. Themen
- der Stärkung der Netzwerkarbeit im Sozialraum
- der Einrichtung einer hessenweiten Beratungs- und Koordinierungsstelle
wurde auf dem Fachtag eine Resolution verabschiedet, die in den folgenden Wochen über 1000 Unterschriften erhielt.
Ermutigt von diesem Erfolg, wurde im „Bündnis Pflege“ die Einreichung einer Petition beim Hessischen Landtag diskutiert und im April 2025 als Einzelpetition eingereicht.
Zur Unterstützung dieser Petition hat das „Bündnis Pflege“ jetzt entschieden, eine Online-Petition zu starten, um das Thema weiterhin in die Öffentlichkeit zu tragen und die Relevanz des Fortbestandes der Gemeindepflege für die betroffenen Menschen und deren Angehörige damit zu verdeutlichen.
Der 12. September ist somit der Start der Online-Petition und wir erwarten an diesem Tag etliche Erstunterzeichner*innen - teils zusätzlich mit Statements - u. a. von Barbara Akdeniz, Bürgermeisterin und Sozialdezernentin der Wissenschaftsstadt Darmstadt; Christel Sprößler, Kreisbeigeordnete und Jugend- und Sozialdezernentin im Landkreis Darmstadt-Dieburg; Kathrin Anders, Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen; Paul Weimann, Landesvorsitzender des VdK Hessen-Thüringen, Vizepräsident des VdK Deutschland; Leah Weigand, Autorin, Spoken Word Künstlerin, Pflegeaktivistin und Hans-Joachim Heist, Schauspieler und Kabarettist.
[1] vgl. Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK(/Goetheuniversität Frankfurt a. M. (2023): Hessischer
Pflegebericht 2023, S. 14.