Selbstverständnis des Bündnisses Pflege
in der Wissenschaftsstadt Darmstadt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg
Das „Bündnis Pflege“ entwickelte sich aus Teilnehmer*innen sowie Besucher*innen eines Aktionstages der Gewerkschaft ver.di anlässlich des Internationalen Tages der Pflege 2024. Seitdem wächst dieses Bündnis und steht für Organisationen, Initiativen und Einzelpersonen offen, die konstruktiv mitarbeiten möchten. Uns eint das im Folgenden beschriebene Selbstverständnis, welches in einem kontinuierlichen Prozess weiterentwickelt wird.
In unserer zunehmend alternden Gesellschaft wünscht sich ein Großteil der älter werdenden Bevölkerung einen würdevollen und sozial gesicherten Verbleib sowie die Integration in der gewohnten Umgebung (Sozialraum / Quartier). Bei Einschränkungen der Alltagskompetenzen, erhöhtem Hilfe- und Unterstützungsbedarf oder gar einem Eintritt von Pflegebedürftigkeit führt dies häufig zu einer veränderten Lebenswelt, die Betroffene, Angehörige, Nachbarschaft und ggf. professionelle Dienste fordert.
Dies trifft auf eine Realität in unserer Region (und weiten Teilen der Bundesrepublik):
- Die Hauptlast von Unterstützung und Pflege tragen Angehörige, ggf. Bekannte.
- Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt in den nächsten Jahren rasch weiter an.
- Unterstützungsmöglichkeiten sind häufig nicht ausreichend bekannt, vielfach unkoordiniert und nur selten vernetzt. Es besteht ein hoher Beratungsbedarf, der unzulänglich gedeckt ist. Präventive Angebote, wie Gemeindepflege, sind in der Fläche nicht ausreichend umgesetzt und deren Finanzierung ist nur bis 2025/2026 gesichert.
- Professionelle ambulante und stationäre Dienste sind überlastet und können bereits jetzt schon auf Grund von (Fach)personalmangel den Bedarf nicht decken. Der Pflegenotstand wird sich in den nächsten Jahren bei steigender Nachfrage und nicht kompensiertem Ausscheiden von (Fach)personal noch verstärken.
- Pflege- und Hilfsbedürftigkeit führt zunehmend zur Verarmung, eine wirkliche Reform der Pflegeversicherung steht aus.
- Eine gesetzlich verankerte und finanziell abgesicherte Steuerungs- und Gestaltungsverantwortung der Kommunen im Sinne einer quartiers- bzw. sozialraumbezogenen Angebotsentwicklung bzw. Daseinsvorsorge wäre dringend notwendig. Stattdessen greifen Marktmechanismen, die Renditeerwartung steht über der Bedarfsdeckung (aktuell: Schließung von Pflegeeinrichtungen in verschiedenen hessischen Regionen).
- Die o.g. Aufzählung ist nicht abschließend, sie kennzeichnet grundlegende Perspektiven und Orientierungen.
Ziele des Bündnisses
Angesichts einer dramatischen Zuspitzung der oben beschriebenen Situationen, die uns vielfach auch persönlich betreffen, möchten wir lokal aktiv werden. Wir wissen, dass grundlegende Entscheidungen auch auf Bundes- oder Landesebene getroffen werden müssen. Wir wollen konstruktiv an einer Verbesserung der Situation der Pflege mitarbeiten. Dazu bedarf es Druck von „unten“.
- Aufgreifen von Themen mit lokalem Bezug, zunächst eine Diskussion des Konzeptes „Gemeindepflege“ und deren Weiterentwicklung.
- Schaffen von Öffentlichkeit mit Veranstaltungen, Pressemitteilungen und anderen geeigneten Formaten.
- Ansprache der lokalen politischen Verantwortungsträger*innen aus Kommunen, Land und Bund.
- Vernetzung mit weiteren Organisationen und Initiativen mit dem Ziel der Verbreiterung des Bündnisses.
Grundlagen der Zusammenarbeit
- Überparteilichkeit.
- Ehrenamtlichkeit.
- Mehrheitsprinzip, mit dem Ziel der Konsensbildung.
- Regelmäßige Plenumssitzungen mit Protokollierung der Arbeitsergebnisse.
- Möglichkeit der Bildung von Arbeitskreisen.